Donnerstag, 6. November 2014
The Getty
Das Getty Institute in Los Angeles gilt als einflussreichster kunsthistorischer Akteur der Welt. Bekannt ist einerseits das Museum, dessen spektakuläre Ankäufe immer wieder für öffentliche Aufmerksamkeit sorgen, andererseits aber auch das Research Institute, an dem einige der bedeutendsten Großunternehmungen im Bereich der Kunstgeschichte angesiedelt sind. Berühmt ist es vor allem für sein scholars program, das zu jährlich wechselnden Themenstellungen Forscher nach Kalifornien einlädt, wo diese unter idealen äußeren Bedingungen ihren selbstgewählten Gegenstand bearbeiten können. Zu diesen Bedingungen gehört zum Beispiel eine Bibliothek von ca. 1 Millionen Bänden.
Am letzten Wochenende wurde das Research Institute von einem Visiting Committee evaluiert. Thomas Gaehtgens, der deutsche Direktor des Institures, vorher Gründer des Deutschen Forums für Kunstgeschichte in Paris und Professor an der FU in Berlin, stellte, die beiden Hauptfelder vor, denen er die Arbeit des Institutes in Zukunft verstärkt widmen will. Das eine lässt sich auf den Begriff der Globalität bringen, das andere auf den der Digitalität. "Global arts" ist ein Stichwort der zeitgenössischen Kunstgeschichtsschreibung, und ein Ort wie Los Angeles eignet sich zweifellos hervorragend, um bislang unterbelichtete Bereiche wie denjenigen der lateinamerikanischen Kunst verstärkt ins Auge zu fassen. Interessant aber natürlich vor allem die Digitalität, wo Getty in Zukunft massiv tätig werden will, nachdem es dies mit solchen Produkten wie dem Getty Provenance Index und dem Getty Research Portal zum Teil schon seit Jahrzehnten tut. Jeder, der die Kunstgeschichte als Wissenschaft nicht nur im Rückblick bedenkt, sondern auch deren zukünftige Entwicklung in Betracht zieht - und das sollten natürlich vor allem auch alle diejenigen sein, die sich in nicht allzu ferner Zukunft einen Arbeitsplatz in dem Bereich suchen wollen - tut gut daran, sich mit diesem nicht mehr ganz so neuen Schwerpunkt auseinanderzusetzen.
Montag, 3. November 2014
Noch mehr Realität im Museum
Einen Hypertext im analogen Museum sichtbar machen – das geht? Das Prinzip der „Augmented Reality“ kommt dem in ihren neuesten Versuchen jedenfalls sehr nahe.
„Augmented Reality“ (kurz
AR), also erweiterte
Realität, hat schon lange seine Aura von Science Fiction verloren und ist auch nicht erst seit Google Glass möglich. Industrie, Militär und
auch die Unterhaltungsbranche nutzen AR schon seit einigen Jahren, um Vorgänge zu erleichtern oder ihren Kunden ein intensiveres
Erlebnis zu bieten.
Um AR sichtbar zu machen, muss der Betrachter nur ein Gerät mit Bildschirm zwischen Betrachter und gefragte Realität schieben. Dieser bietet uns in Erweiterung zum gewohnten Blick durch den Sucher einer Kamera weitere audiovisuelle Informationen. Im Museum bedeutet das konkret, dass das Exponat damit tiefere Informationsschichten erhält und dem Besucher weitere Zugangspunkte aufzeigen kann.
Eines der jüngsten Beispiele ist der Versuch, den das Bayerische Nationalmuseums in München im Rahmen der Digital-Life-Design-Conference gestartet hat: ausgewählte Exponate in der Ausstellung wurden über mobile Endgeräte durch AR ergänzt: Auf den Bildschirm wurde zusätzlich auf wichtige Details hingewiesen, das Exponat in seine ursprüngliche Umgebung versetzt oder dank Audioaufnahmen weiter erläutert. Hier ein Video der Entwicklerfirma Metaio, die sich auf AR spezialisiert hat:
Um AR sichtbar zu machen, muss der Betrachter nur ein Gerät mit Bildschirm zwischen Betrachter und gefragte Realität schieben. Dieser bietet uns in Erweiterung zum gewohnten Blick durch den Sucher einer Kamera weitere audiovisuelle Informationen. Im Museum bedeutet das konkret, dass das Exponat damit tiefere Informationsschichten erhält und dem Besucher weitere Zugangspunkte aufzeigen kann.
Eines der jüngsten Beispiele ist der Versuch, den das Bayerische Nationalmuseums in München im Rahmen der Digital-Life-Design-Conference gestartet hat: ausgewählte Exponate in der Ausstellung wurden über mobile Endgeräte durch AR ergänzt: Auf den Bildschirm wurde zusätzlich auf wichtige Details hingewiesen, das Exponat in seine ursprüngliche Umgebung versetzt oder dank Audioaufnahmen weiter erläutert. Hier ein Video der Entwicklerfirma Metaio, die sich auf AR spezialisiert hat:
Leider gibt es noch nicht viele Museen, die sich an große Projekte mit Augmented Reality herangetraut haben. Die finanziellen Mittel und Mut sind Voraussetzungen, die nicht jedes Museum erfüllen kann. Selbst wenn hier keine Angst vor sinkenden Besucherzahlen bestehen muss, da Augmented
Reality, im Gegensatz zum digitalen Museum, keinen
Besuch am Ausstellungsort ersetzt. Es verlangt viel mehr eine spezielle Art der
Besichtigung: erst wenn der Besucher am richtigen Ort, dem sogenannten „hot spot“, steht und
auf die richtige Stelle fokussiert, wird die erweiterte Realität sichtbar.
Als Beispiel für das analoge Pendant einer AR könnte man in der Glasstehle am Heidentor in Österreich sehen. Stehen wir hinter der Zeichnung auf Glas, wird die Ruine um ihre fehlenden Teile erweitert. Die digitale Version genau dieses Prinzips ist die App Architip, die sich aber leider noch in der Beta-Version befindet.
In Berlin soll zur Feier des
Mauerfalls vor 25 Jahren die Timetraveler
App einen Blick in die Vergangenheit auf die Szenerie um den Todesstreifen möglich machen.
Ein ähnliches Projekt des Museum of London überstieg in seinem Erfolg die Erwartungen der
Entwickler von Brothers & Sisters: Im Streetmuseum
wird die Geschichte Londons in Fotografien an deren Originalschauplatz
sichtbar.
Über diese Projekte erhoffen sich
die Institutionen eine interaktive Bereicherung ihrer Ausstellung und dadurch ein
noch intensiveres Erlebnis für ihre Besucher. Die Wissenssammlung in Form von spielerisch ergatterten Häppchen ist eine Möglichkeit das
"Erlebnis Museum" und die Exponate besser in Erinnerung zu behalten.
Allerdings bietet die Spielerei mit der Technik immer auch eine neue Ablenkung vom eigentlichen Gegenstand. In jeder
Sekunde, die der erweiterten Realität gewidmet ist, besteht die Gefahr, dass das das eigentliche Objekt in den Hintergrund tritt. Ob die Verwendung von AR mehr Zerstreutheit oder eine
tiefere Immersion in die Welt der Exponate liefert, dürfte wohl stark vom
Verwender abhängen.
Links
Angereicherte Realitäten. Augmented Reality in Kultureinrichtungen
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